Dienstag, 18. Dezember 2012

mittelerde - oder auch nicht

"Wir haben hier keine Reservierung für acht Personen." Die Mitarbeiterin des Kinos blickt von ihrem Bildschirm auf und schaut mich gelangweilt an. Es könnte ihr nicht egaler sein. 

Ich starre sie ungläubig an und versuche zu herauszufinden, ob ich sie vielleicht missverstanden habe. Ob sie vielleicht etwas anderes gesagt hat - mein Türkisch ist schließlich noch immer nicht wirklich gut - aber nein, hat sie nicht. "Wenn Sie Ihre reservierten Karten abholen wollen, dann brauchen Sie den Code, den Sie am Telefon erhalten haben." 
"Aber wir haben nicht per Telefon reserviert!", erkläre ich ihr zum fünften Mal. "Wir waren am Samstag hier und haben es vor Ort gemacht!" Sie schüttelt nur erneut teilnahmslos den Kopf und ich gebe auf - meine Türkischkenntnisse reichen hier nicht aus und es lässt sich so oder so nichts machen, da die Vorstellung für den Hobbit komplett ausverkauft ist. Schon wieder. 

Niedergeschlagen kehre ich zu meiner Gruppe zurück und erkläre die Situation. Cansu kommt im Kino an, versucht es als Muttersprachlerin ebenfalls noch einmal - erfolglos. Unser Kinoabend wäre damit endgültig geplatzt. Die Stimmung ist zunächst im Keller, doch Nienke bietet an, dass wir einfach ein bisschen Bier kaufen und bei ihr in der Wohnung sitzen könnten. Christiaan, Jessica und ich kommen dem nach, die anderen - Cansu, Nate - der Amerikaner - und Fabio sowie Carolina - die Portugiesen - kehren einfach wieder nach Hause zurück. 

Als ich die Wohnung von Nienke betrete, die sie sich mit elf anderen Erasmus-Studenten teilt, begrüßt mich Ahmed, Türke, indem er den anderen Anwesenden lautstark verkündet: "Dieses Mädchen ist unglaublich gut in Türkisch. Ernsthaft, incredible. Und das in nur vier Monaten!" Vier einhalb, aber das sage ich nicht laut. Er verwickelt mich in eine Konversation auf Türkisch, fragt mich, was ich am Tag gemacht habe und was ich gegessen hätte - Anfängerniveau. Nichtsdestotrotz sind alle anderen Anwesenden beeindruckt, zu meinem Leidwesen. Ich bin nicht einmal stolz auf meine Leistung, aber es ist anscheinend mehr, als sie vollbringen könnten. Nun ja. Der Abend vergeht ziemlich schnell, es ist eine entspannte Runde inmitten von Menschen, die mir in den letzten drei einhalb Monaten in Istanbul ernsthaft ans Herz gewachsen sind. Einige werde ich bald nicht mehr wieder sehen, die ersten "Lebe Wohl"-Sagungen stehen kurz bevor. Ein Gedanke, der mich wirklich wehmütig macht. 



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