Sonntag, 12. August 2012

attention, please

Kratzer, Brandblasen, blaue Flecken


Ich war ja schon immer der Ansicht, dass ich einfach nicht so viel Aufmerksamkeit bekomme, wie einer Persönlichkeit wie mir zusteht. Ich weiß, das ist ziemlich tragisch, zumal die lieben Leser dieses Blogs zu den Wenigen gehören, die Platons Philosophie folgend das Licht gesucht und erkannt haben, dass man mich einfach beachten muss. Leider sehen das allerdings nicht alle Teilnehmer in diesem Sprachkurs so, und darum hatte ich mir für  den gestrigen Ausflug etwas ganz Wunderbares ausgedacht, um etwas an diesem Umstand zu ändern. 
Wir befanden uns gerade auf dem Mittelmeer, als ich meine Aktion zu starten entschied. 

Phase 1: Das pitschnasse Wölkchen

Nein, wir hatten keine jesushaften Anwandlungen und konnten mit einem Mal über das Wasser laufen - wir befanden uns auf einem Schiff. Einem dieser Rundfahrtenschiffe für die "Bild-Zeitungs-Touristen", wie Annika sie liebevoll nennt, also einem dieser Schiffe, die aus zwei Stockwerken bestehen und bei denen im Untergeschoss Sitzplätze, auf dem Oberdeck Liegeplätze zum Sonnen sind (man merkt, die Bezeichnung "Bild-Zeitungs-Touristen-Schiff" hebt den hohen Anspruch hervor, auf dem auf diesen Schiffen Konversation betrieben wird. Niemand würde auf die Idee kommen, halbnackt im Bikini Fotos davon zu machen, wie man peinliche und unkreative Posen vor Schiffsbestandteilen vollführt, deren Name und Verwendungszweck einem vollkommen fremd sind. Die meisten Anwesenden auf diesen Schiffen würden ganz im Gegenteil über ein solches Verhalten nur die Nase rümpfen). Der Kapitän war irgendwo vor der wunderschönen Felsenküste der Türkei vor Anker gegangen und die Studenten (diese Bezeichnung soll den elitären Eindruck noch verstärken) zogen ihre Badesachen an, um schwimmen zu gehen. Alle Studenten? Nein. Zwei arme, ahnungslose Deutsche hatten die Ankündigung, dass man baden gehen können würde, nicht gehört und waren demnach ohne Schwimmkleidung auf diesen Ausflug gegangen. Aber als junger, flexibler Mensch in der Mittagshitze der türkischen Mittelmeerküste weiß man sich ja zu helfen - und geht einfach ohne Badesachen, dafür aber in voller Montur ins Wasser. Trocknet ja eh wieder, war hierbei das Motto. 


Phase 2: Das zerstörerische Wölkchen 


Nachdem ich ein bisschen im Wasser umhergeplanscht hatte (und dabei schon das erste Bisschen Aufmerksamkeit der Art "Bist du etwa mit deinen Sachen ins Wasser?" erhalten hatte), wollte ich auch, wie alle Anderen, vom Oberdeck ins Wasser springen. Das ist an sich nicht weiter schwierig, für normale Menschen. Wie bei einem Dreimeterbrett, nur mit der erhöhten Schwierigkeit, dass das untere Deck über das obere hinausragt und man somit weiter als einen halben Meter springen sollte, um nicht auf das Boot aufzuprallen. 
Ich stand nun also da oben und wollte springen - Alex oder Markus oder wie auch immer er heißt (ich kann mir die Namen der Menschen beim besten Willen nicht merken, auch wenn ich es bisher nicht weiter versucht habe) hatte mir sogar den Vortritt gelassen - und hatte schon Schwung geholt, als plötzlich direkt unter mir jemand auf dem unteren Deck an der Reling stand.  Vor meinen Füßen. Was macht also der intelligente, erschrockene Mensch? Exakt. Er entscheidet, dass das Springen in einem solchen Moment doch keine so gute Idee ist und versucht, sich abzufangen. 
Blöd nur, wenn man beim Greifen das Geländer verfehlt. Und blöd, wenn man stattdessen nur die Antenne des Boots (oder irgend so ein ähnliches Gebilde) zu fassen bekommt. Die natürlich nicht darauf ausgelegt ist, einen Menschen zu halten, der durch den Schwung bereits mehr Kraft darauf ausübt als im normalen Zustand. Und blöd, wenn besagte Antenne (oder irgend so ein ähnliches Gebilde) nachgibt und mit einem gemeinsam feststellt, dass die Schwerkraft am Ende doch nicht auszutricksen ist. 
Ja, ich bin vom Boot gefallen. 

Phase 3: Das beachtete Wölkchen

Es ging alles sehr schnell, und ich erinnere mich nur, wie ich dann mit einem Mal im Wasser war und nur dachte: Mist. Kaum tauchte ich auf, hörte ich vom Boot schon die ganzen Rufe a lá "Are you alright?" und "Did anything happen to you?" und hörte mich selbst nur bestätigend nach oben rufen. 
Stylisch hat es ausgesehen, versicherte Markus mir später. 
War so geplant, entgegnete ich ihm. 
"What happened to that girl falling off the boat?", wollte einer der Österreicher von Amy wissen.
"Oh my god, are you fine?", fragte Martyna. 
Gesichter, die mir noch immer nur vage vertraut sind, stellten besorgte Fragen. 
"Totally, I am totally fine", wiederholte ich immer und immer wieder.

Mission Aufmerksamkeit erfolgreich durchgeführt. 








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