Mittwoch, 15. August 2012

die erste woche - ein zwischenfazit

Und so schnell ist eine Woche vorbei. Bleiben zwei einhalb. Was also habe ich in der Zeit hier getrieben? - Eine kurze Auflistung, heute weniger prosaisch, dafür aber mit stichhaltigeren Informationen für alle, die das irgendwie interessant finden. 


Tagesablauf

07:15 Der Wecker klingelt. 
07:45 Frühstück im Garten des Hotels, das zum Hostel gehört. Reichhaltig und abwechslungsreich und für Hostelgäste absolut kostenfrei. (Die Melonen sind zum Niederknien. Außerdem gibt es Feta-Käse in Massen, in den ich mich jedes Mal reinlegen könnte.) 
08:15 Aufbruch zum Bus, zu dem wir zu Fuß fünfzehn Minuten brauchen. Annika wird dabei fast jedes Mal von ein- und demselben Hund verfolgt, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt hat. Er versucht immer, mit den Bändern ihres Rucksacks zu spielen, indem er danach schnappt - da sie allerdings tierische (haha, flacher Wortwitz) Angst vor Hunden hat, haben wir heute eine andere Route aus der Altstadt heraus ausprobiert und hätten uns fast verlaufen. Fast.
08:30 Jeden Tag mehr oder minder zufälliges Aufeinandertreffen mit den anderen Kursteilnehmern an der Bushaltestelle. Die Fahrt zur Uni dauert zwanzig Minuten, gezahlt wird beim Fahrer - eine Fahrt kostet 1,75 Lira, das entspricht ungefähr 90 Cent. 
09:00 + mindestens 10 Minuten Der Unterricht beginnt. Wie bereits erwähnt, wechseln die Lehrer jeden Tag, ich glaube, ich hatte bisher nur den guten Yusuf zwei Mal. Die Türken nehmen das mit der Pünktlichkeit nicht so genau (wer mich kennt, kann sich denken, dass ich mich hier sehr wohl fühle), darum ist es okay, wenn man mal fünf Minuten später kommt, denn der Lehrer übertrifft einen immer um mindestens fünf weitere. Ich wette, ich bin nicht fähig, meine Aufmerksamkeit länger als fünfzig Minuten auf etwas zu fokussieren, wenn ich wieder in Deutschland bin, denn irgendwie machen wir hier immerzu Pausen. Der Unterricht beginnt mit fünfzehn Minuten Verspätung, macht nichts, dreißig Minuten später gibt es erst einmal eine Pause. Von 9 bis 12 sind es nur 3 Stunden? Macht nichts, machen wir trotzdem zwei Pausen zwischendurch. Die Lehrer sprechen teilweise besser Deutsch als Englisch, sodass meine deutschen Kumpanen und ich immer als Dolmetscher für alle anderen Europäer fungieren, was irgendwie witzig ist. Heute kam meine Lehrerin zu mir und bat mich, für Amy (Britin) zu übersetzen, was sie ihr mitteilen wollte.
12:00 Mittagspause. Essen gibt's in der Cafeteria für Studenten für 4,25 Lira oder in der für Lehrer für 6 Lira. Wir essen inzwischen meist in der für Lehrer, einfach, weil das Essen dort besser und vielfältiger ist. Für die umgerechneten drei Euro bekommt man dort ernsthaft ein Viergänge-Menü! Eigentlich dürften, wie der Name sagt, nur die Lehrer dort essen, aber für den Notfall haben wir immer noch unsere besondere Begründung "We're Erasmus students" und dann werden wir in Ruhe gelassen. Ich kann inzwischen sogar schon auf Türkisch bestellen ("Hallo! Ein Menü, bitte." - "Danke!"), was mich jedes Mal sehr stolz macht. Ich meine, hey, eine Woche! Um 
13:00 geht es dann weiter mit dem Unterricht. Gestern ist die Klimaanlage im Fakultäts-Gebäude ausgefallen, da hatten wir nachmittags frei und fuhren stattdessen in das Antalya Museum. Ich mag Museen, manchmal. Aber ernsthaft, Steine kann ich mir auch am Konyaaltı-Strand anschauen, die gibt es da nämlich zuhauf. 
15:30 Feierabend! Je nach Laune und Menge der Hausaufgaben geht es hinterher an den Strand, ins Hostel und dann in den Pool, auf die Terasse oder anderweitigen Beschäftigungen nach. Und danach direkt unter die Dusche. 
Der Rest des Tages verlief bisher jedes Mal anders. Montag waren wir abends auf eine Party eingeladen, letzte Woche gingen wir mehrmals mit ein paar Mädels zum Yachthafen, um ein Glas Pfirsichsaft oder einen Cocktail zu trinken, und hin und wieder gehe ich auch meinen sozialen Kontakten in Europa nach und kommuniziere mit euch Menschen da drüben. Für heute Abend wurde ich auch dazu eingeladen, mit ein paar Leuten etwas zu trinken, wir werden sehen, was ich schlussendlich mache... 

Die Sprache 

Türken sind ein unglaublich kommunikatives und hilfsbereites Völkchen, und jedes Mal, das Annika und ich irgendwo ahnungslos in der Gegend herumstehen, taucht wie aus dem Nichts jemand auf, der uns weiterhelfen kann. In Deutschland würde einem das niemals passieren. Montag beispielsweise standen wir abends an der Haltestelle und unterhielten uns auf Deutsch - und mit einem Mal stand ein türkisches Pärchen neben uns und fragte uns auf Deutsch, ob wir Deutsche seien. Die beiden lernen die Sprache, um in Deutschland zu studieren, und so haben wir uns zum Teil Deutsch, zum Teil Englisch und Türkisch unterhalten, bis der Bus kam. In Deutschland? Unvorstellbar. Ich versuche immer, mit den Menschen Türkisch zu sprechen, bedanke mich auf Türkisch, begrüße auf Türkisch, verabschiede mich auf Türkisch. In unserer Straße gibt es schon Einige, die Annika und mich kennen und wissen, dass wir ihre Sprache lernen, darum versuchen sie immer, ein bisschen mit leichten Sätzen aus uns herauszukitzeln, was wir bereits können und uns gegebenenfalls zu berichtigen. Das ist der große Vorteil daran, eine Sprache in ihrem Heimatland zu erlernen: lernt man eine Sprache in der Schule, so hat man eine Stunde Unterricht und geht dann nach Hause - und spricht Deutsch. So jedoch lernen wir im Unterricht Türkisch, gehen dann nach Hause - und überall, wo wir hingehen, sehen und hören wir Türkisch. Ich finde das ganz wundervoll. 

Türkisch ist absolut keine schwere Sprache, man muss nur verstehen, wie sie funktioniert. Es gibt so gut wie keine Ausnahmen, alles ist absolut logisch - warum gibt es nicht mehr solcher Sprachen auf der Welt? Was mir allerdings Schwierigkeiten bereitet, ist das Behalten der Vokabeln und die Aussprache. Und natürlich das Hörverstehen auf der Straße. Aber da komme ich auch schon noch hinter. 

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